Nach einer Corona-Infektion treten fast doppelt so häufig Langzeitbeschwerden auf
Drei Monate nach der Infektion mit dem Coronavirus berichten immer noch fast die Hälfte der Menschen von einer oder mehreren Langzeitbeschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Geruchsverlust. Das ist fast doppelt so häufig wie bei nicht infizierten Menschen und mehr als eineinhalb Mal häufiger als bei Menschen mit anderen Atemwegsinfektionen. Dies geht aus den Zwischenergebnissen der RIVM LongCOVID-Studie hervor. Vollständig geimpfte Teilnehmer unter 2 Jahren berichteten nach drei Monaten von weniger Beschwerden über Geruch und Geschmack, bei anderen Langzeitbeschwerden konnte jedoch kein Unterschied zwischen Personen festgestellt werden, die zum Zeitpunkt der Infektion nicht, teilweise oder vollständig geimpft waren.
Diese Ergebnisse ergeben sich aus einer Fragebogenrecherche zwischen Mai und Dezember 2021 unter insgesamt 14572 Teilnehmern. Darunter waren 9166 Personen, die sich kurz nach einem positiven Test für die Studie registrierten. Als Kontrollgruppe nahmen 5406 Personen teil, die nicht an Corona erkrankt waren. Sie haben sich nach einem negativen Test selbst registriert oder wurden per Brief aus der breiten Bevölkerung eingeladen.
Nach drei Monaten traten Beschwerden wie Müdigkeit (31 %), Kurzatmigkeit (16 %), Geruchsverlust (12 %), Konzentrationsprobleme (15 %) und Probleme in einer geschäftigen Umgebung (13 %) deutlich häufiger auf bei Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht hatten, im Vergleich zu Menschen, die keine Corona-Infektion hatten. In vielen Fällen sind die Müdigkeit (28 %) und/oder die kognitiven Probleme (15 %) und die Kurzatmigkeit (13 %) so schwerwiegend, dass die normale Alltagsfunktion stark beeinträchtigt ist.
Wirkung der Impfung
Die Wirksamkeit der verschiedenen Corona-Impfstoffe gegen Krankenhaus- und Intensivaufenthalte ist weltweit nachgewiesen. Ob und inwieweit eine Impfung auch vor Langzeitbeschwerden schützt, wenn man sich nach der Impfung doch noch eine Infektion zuzieht, ist noch weniger klar. Bei Teilnehmern unter 65 Jahren konnte in dieser Studie untersucht werden, ob eine Schutzwirkung der Impfung vor einer Infektion mit dem Coronavirus bestand. Teilnehmer unter 65 Jahren, die vollständig geimpft waren, berichteten nach 3 Monaten seltener von Geruchs- und Geschmacksproblemen als ungeimpfte Personen. Es wurde kein Unterschied in der Häufigkeit anderer Langzeitbeschwerden zwischen Personen festgestellt, die zum Zeitpunkt der Infektion nicht, teilweise und vollständig geimpft waren. Internationale Studien zur Wirksamkeit der Impfung gegen Langzeitbeschwerden zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Um hierzu fundierte Aussagen treffen zu können, bedarf es daher weiterer Forschung.
Diese Studie zeigt nicht nur, dass ein großer Teil der Covid-19-Patienten noch lange Zeit nach der Genesung von der akuten Erkrankung Beschwerden haben, sondern auch, dass diese Beschwerden bei diesen Patienten deutlich häufiger auftreten als bei Menschen mit anderen Atemwegsinfektionen und Menschen aus anderen Atemwegsinfektionen die allgemeine Bevölkerung. Die Tatsache, dass die Beschwerden regelmäßig auch bei Menschen auftreten, die nicht an Corona erkrankt sind, verdeutlicht die Herausforderung für Gesundheitsdienstleister in der klinischen Praxis, bei einem Patienten festzustellen, inwieweit eine Beschwerde durch Long-COVID, auch Post-COVID genannt, oder durch ein anderes verursacht wird Ursache.
In dieser Forschungsrunde ging es vor allem um Infektionen mit den Alpha- und Delta-Varianten des Coronavirus. Ob die Ergebnisse auch nach einer Infektion mit der Omikron-Variante gelten, werden die nächsten Zwischenergebnisse der Long-COVID-Forschung zeigen.