Der neue Übersichtsartikel zu Muskelanpassungen und Unwohlsein nach Belastung bei Menschen mit Long-COVID wurde heute in der Zeitschrift „Trends in Endocrinology and Metabolism“ veröffentlicht. Forscher der Vrije Universiteit Amsterdam und des Amsterdam UMC haben neue Erkenntnisse über die Folgen von Veränderungen veröffentlicht, die in den Muskeln von Patienten mit Post-COVID auftreten. Ihr aktueller Übersichtsartikel, der von einem multidisziplinären Team unter der Leitung des Muskelphysiologen Rob Wüst verfasst wurde, wirft Licht auf die möglichen Ursachen für körperliche Einschränkungen und Unwohlsein nach Belastung (PEM) – ein Kernsymptom von Post-COVID.
Belastungsbeschwerden und Muskelveränderungen
Post-COVID-Patienten leiden häufig unter Langzeitsymptomen wie Müdigkeit, Muskelschmerzen, „Brain Fog“ und PEM, wobei bereits geringe körperliche oder geistige Anstrengung zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen kann. Diese Symptome haben einen großen Einfluss auf das tägliche Funktionieren und die Genesung.
Durch Literaturrecherchen haben die Forscher mehrere Veränderungen in den Muskeln von Post-COVID-Patienten identifiziert, die zur Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit beitragen können. Diese Anpassungen liefern wichtige Einblicke in die zugrunde liegenden Mechanismen von Post-COVID und die Herausforderungen, denen sich Patienten gegenübersehen.
Wichtige Erkenntnisse
- Post-COVID führt zu einer Veränderung des Stoffwechsels und der Muskeleigenschaften, was möglicherweise erklärt, warum Müdigkeit schneller auftritt.
- Die Mitochondrien, die „Energiefabriken“ der Zelle, arbeiten weniger gut, wodurch die Muskeln weniger Energie erzeugen können und schneller erschöpft sind.
- Probleme bei der Sauerstoffversorgung der Muskeln, möglicherweise verursacht durch Veränderungen im Kapillarnetzwerk (kleine Blutgefäße, die Sauerstoff zu den Muskeln transportieren) und der Endothelzellen (Zellen, die die Blutgefäße auskleiden), können die Symptome verstärken.
- Das Unwohlsein nach einer Belastung wird wahrscheinlich durch eine Schädigung des Muskelgewebes und die Ansammlung von Immunzellen in den Muskeln nach dem Training verschlimmert. Diese können zu Muskelschmerzen führen.
„Während sich ein Großteil der Post-COVID-Forschung auf das Immunsystem konzentriert, unterstreicht unsere Arbeit die Rolle von Muskelanpassungen bei den Langzeitsymptomen“, sagte Muskelphysiologe Wüst. „Dies könnte ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung gezielter Behandlungen sein.“
Zukunftsperspektive
Die Autoren betonen, dass die Mechanismen hinter PEM und Long COVID noch nicht vollständig verstanden sind und es derzeit keine wirksamen Behandlungen gibt, um diese muskelbedingten Probleme direkt anzugehen. Ihre Ergebnisse liefern jedoch wichtige Ansatzpunkte für die weitere Forschung.
„Unser Ziel ist es, sowohl Patienten als auch Pflegekräfte zu unterstützen, indem wir Einblick in die Ursachen dieser komplexen Erkrankung geben“, fügt Dr. Wust stimmt zu. „Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse zu gezielteren Behandlungen und einer besseren Versorgung der Patienten beitragen werden.“
Für Patienten und Pflegekräfte
Die Forscher empfehlen den Patienten in Absprache mit ihrem Arzt, körperliche Aktivitäten innerhalb ihrer Grenzen zu halten und Überanstrengung zu vermeiden. Für weitere Informationen und Unterstützung können sich Patienten an die Long COVID Netherlands Foundation und die ME/CFS Netherlands Foundation wenden.
Der vollständige Rezensionsartikel, „Anpassungen der Skelettmuskulatur und Unwohlsein nach Belastung bei Long-COVID“, wurde veröffentlicht in Trends in der Endokrinologie und im Stoffwechsel. Siehe Link unten.